Zeit: 17.10.2019, 17:45-19:45 Uhr
 
Kenianische Umweltaktivistin/ Buchautorin Phyllis Omido und Carola Rackete am 17./18. Oktober 2019 in Berlin

Die Kenianerin Phyllis Omido, von vielen die „afrikanische Erin Brockovich" genannt, kämpft gegen das gesundheitsgefährdende Bleirecycling* von Altbatterien in Afrika und ist eine der mutigsten Umweltaktivistinnen, für ihre Arbeit wurde sie mit dem renommierten Goldman Environmental Prize ausgezeichnet.

In ihrem Buch „Mit der Wut einer Mutter"(Europa Verlag) erzählt sie erstmals ihre ganze Geschichte und zeigt dabei auch globale Zusammenhänge auf: Denn ein Großteil des krank machenden Bleis stammt aus Europa, das in Afrika unter Missachtung geltender Umweltauflagen entsorgt wird.

Am 17. Oktober steht Phyllis Omido zusammen mit Sea-Watch3 Kapitänin Carola Rackete auf der Bühne des prominent besetzten zweitägigen humanitären Kongresses „A Perfect Storm" zu dem Ärzte-ohne-Grenzen, das Rote Kreuz sowie Greenpeace in die Berliner Urania einladen. 

Als Phyllis Omido 2007 ihren neuen Job in der Verwaltung einer Recyclinganlage für Altbatterien nahe Mombasa antritt, stürzt sie sich mit Eifer in die Arbeit. Doch plötzlich erkrankt ihr kleiner Sohn lebensgefährlich: Der Bleigehalt in seinem Blut ist um das 37-Fache erhöht, das Kind ist hochgradig vergiftet. Als die junge Mutter recherchiert, was ihren Sohn krankgemacht hat, stößt sie auf alarmierende Ergebnisse: Seit ihre Fabrik vor Ort tätig ist, häufen sich massive Gesundheits-beschwerden bei der Bevölkerung des Armenviertels Owino Uhuru. Kurzerhand kündigt Phyllis ihren Job, pflegt ihr Kind und sammelt Beweise für die lebensbedrohlichen Umweltsünden ihres Arbeitgebers. Unermüdlich warnt sie vor dem bleiverseuchten Grundwasser im Umkreis der Anlage, organisiert Massenproteste und erzwingt unter Gefährdung ihres Lebens die Schließung der Metal Refinery. Als die Regierung die Fabrik erneut öffnet, wendet sich die Alleinerziehende an internationale NGOs und startet ihren Kampf gegen die Bleischmelzen in ganz Kenia. Phyllis Omido gründet ihre eigene Organisation "Center for Justice, Governance and Environmental Action" und hilft damit auch anderen Opfern von Umweltverschmutzung. Gegen die Betreiber der Fabrik und die kenianische Regierung hat sie im Namen der Opfer eine Sammelklage eingereicht. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern fordert sie eine Entschädigung von umgerechnet zwölf Millionen Euro und eine Sanierung des verseuchten Gebietes. Im kommenden Frühjahr soll der Gerichtshof in Mombasa das Urteil sprechen.

*Bleirecycling ist in Afrika ein weit verbreitetes Geschäft. Die Gesundheits- und Umweltbedingungen sind desaströs. Oft arbeiten die Menschen mit einfachster Technik und ohne Arbeitsschutz. Bleistaub landet auf Haut, Kleidung und im Grundwasser. Die Krankheitsraten sind dramatisch hoch. Betroffen sind nicht nur die Arbeiter, sondern auch ihre Familien. Viele sterben an den Folgen der Vergiftung.

Das zum Teil aus europäischen Batterien recycelte Blei landet wieder auf dem Weltmarkt. Vor allem in den Industrieländern steigt die Nachfrage stetig. Ein Großteil des Rohstoffes wird in die EU exportiert. Auch Deutschland importiert Blei aus Afrika, oft über Umwege und Zwischenhändler. (Quelle ARD / TTT Bericht über Phyllis Omido, 22.9. 2019)

 
Weitere Informationen unter:
http://humanitarian-congress-berlin.org/2019/